17

Jan 2018

Deutsche Wörter im Russischen

Dass die deutsche Sprache allerhand lustige Wörter rund um den Erdball eingesammelt und mehr oder weniger für deutsche Mundmotorik passend gemacht hat, ist bekannt. Aber auch andere Sprachen machen sich deutsche Wörter zu eigen: Russisch zum Beispiel.

Deutsche Wörter im Russischen sind manchmal leicht zu erkennen, manchmal aber auch sehr, sehr gut versteckt. Hier sollen beide Extreme kurz vorgestellt werden. Nicht lachen: Die Russen meinen das wirklich ernst!

Es geht unter die Wäsche: Deutsche Begriffe im Russischen Schlafzimmer

Eigentlich unterstellt man ja eher den Südländern die Heißblütigkeit, den Russen eher weniger und den humorlosen Deutschen auf gar keinen Fall. Eigentlich. Was denkt man dann aber, wenn man deutsche Begriffe Russisch hört und erkennt? Da wäre der erwähnte Alabaster, Lieblingsmaterial historischer Epochen für extrem fein gearbeitete und zart schimmernde menschliche Körper. „Alebastr“ auf Russisch. Die Redewendung „Haut wie Alabaster“ ist durchaus bekannt. Manchmal ist Haut aber nicht nur zart und leicht transparent, sondern hat einen nahezu magischen Schimmer. Wie Perlmutt. Das von Muscheln so fein verarbeitete Kalkmaterial gehört auch zu den Germanismen im Russischen: Es heißt „perlamutr“.

Aber es geht noch weiter. Der Büstenhalter heißt beispielsweise „bjustgalter“ – und der wird vermutlich hin und wieder von Menschen mit „bakenbardy“ (Backenbart/Koteletten) geöffnet … Überhaupt sind viele deutsche Wörter Russisch eher altertümlich. Das „fartuk“ zum Beispiel – ehemals als Vortuch bezeichnet, kennt man in Deutschland heute als Schürze.

Wäsche ist bisweilen unisex. Was auf Deutsch als Reithose bezeichnet wird, heißt auf Russisch „rejtusy“. Gemeint ist mit diesem deutschen Begriff auf Russisch eine lockere, informelle Haushose oder Unterhose.

Deutsche Wörter auf Russisch – hat da jemand ein „i“ zuviel?

Es klang beim Backenbart schon an, und das Rezept ist bekannt: Man nehme ein beliebiges deutsches Wort und hänge ein „i“ hinten an, dann klingt es russisch. Klappt bei einigen Wörtern tatsächlich, nur dass das „i“ eben als „i“ gesprochen, nur nicht geschrieben wird. Da wäre beispielsweise die Gastrolle im Theater oder auch das Gastspiel. Beides heißt auf Russisch „gastroli“. Es geht weiter mit dem Klebstoff: Der heißt auf Russisch „klej“. Was man damit tut (kleben), das wird als „kleit“ bezeichnet. Weniger kreativ, dafür lecker ist das Müsli. Auch das hat es im Rahmen der Germanismen ins Russische geschafft: „mjusli“ heißt die Schweizer Erfindung.

Wo das „i“ nicht taugt, wird ein „a“ bemüht. Das ist beispielsweise bei der Zither der Fall, die in Russland „zitra“ heißt. Die in ländlichen Gegenden auch in Deutschland vor gut 50 Jahren noch getragenen Westen aus Ziegenpelz heißen in Russland heute noch „zigejka“. Als „zigarka“ dagegen wird eine selbstgerechte Zigarette bezeichnet – der Begriff leitet sich vom Wort Zigarre ab. Im musikalischen Bereich ist das Wort „waltorna“ aus dem Deutschen entlehnt, hierzulande würde man von einem Waldhorn sprechen. Und wer Hunger hat, gönnt sich bisweilen eine „warfelja“, eine Waffel. Vom „slesar“ (Schlosser) über die „schtuka“ (Sache, Stück) bis hin zur „schtanga“ (Langhantel in der Schwerathletik) sind viele deutsche Wörter im Russischen zu finden.

Warum eigentlich Germanismen im Russischen?

Wie lange die genannten Begriffe, die ja teilweise schon recht antiquiert sind, bereits im russischen Sprachgebrauch eine Rolle spielen, lässt sich nicht so einfach recherchieren. Eine Rolle spielen dabei wohl deutsche Siedlungen in Russland, die es auch lange vor dem Dritten Reich schon gab. Historisch gesehen haben die Gebiete des deutschen und des russischen Sprachgebrauchs doch immer wieder intensiven Kontakt gehabt, so dass ein kontinuierlicher Waren-, Wissens- und Sprachaustausch angenommen werden kann. Was ja nicht zuletzt die russischen Wörter im Deutschen ebenfalls erklärt.

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