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Nov 2018

Positives Denken in die Sprache übertragen

Positives Denken ist das Schlagwort der heutigen Zeit. Denk positiv, und Du erreichst Deine Ziele. Denk positiv, und Du wirst Erfolg haben. Denk positiv, und Du wirst glücklich. Denk positiv, und Du überlebst. Gleiches scheint auch für unsere Sprachen zu gelten: Positive Begriffe sichern das Überleben. Die Evolution hat den Wortschatz der Neinsager und Pessimisten reduziert.

Die Pollyanna-Hypothese

Bereits im Jahr 1969 machten Jerry Boucher und Charles E. Osgood die sogenannte Pollyanna-Hypothese bekannt: Eine universelle Tendenz, Personen häufiger mit positiven Eigenschaftswörtern zu beschreiben als mit negativen. Der Hypothese zufolge können positive Wörter schneller verarbeitet werden als solche, die negative Assoziationen hervorrufen. „Put even more simply, humans tend to look on (and talk about) the bright side of life“, so die beiden Forscher.

Die Hypothese ist seit jeher kontroversiell. Forscher des Computational Story Lab der Universität in Vermont haben sie kürzlich auf die Probe gestellt. Das Ergebnis der Studie war, dass Menschen offenbar tatsächlich den Ausdruck von Positivität und Freude gegenüber dem Ausdruck von Zynismus und Negativität bevorzugen.

Studie mit umfassender Datenmenge

Die Forscher stellten die 100.000 meist benutzten Wörter von zehn verschiedenen Sprachen zusammen: Unter den Quellen waren koreanische Twitternachrichten, englische Liedtexte, Seiten aus der New York Times, chinesische Bücher und indonesische Untertitel. Forscher Peter S. Dodds erklärt: „[…] in every source we looked at, people use more positive words than negative ones.“

Muttersprachler sollten daraufhin eine Auswahl dieser beliebtesten Wörter auf einer emotionalen Skala rangieren: Sie sollten einen von neun möglichen Punkten für das traurigste Wort vergeben, fünf für eine neutrale Konnotation und neun für das Wort, das die glücklichste emotionale Vorstellung hervorrief. Das Wort „Lachen“ erhielt eine 8.50, während „truck“ neutrale 5.48 Punkte erhielt. „Neid“ erhielt 3.06 und „Terrorist“ 1.30 Punkte.

Spanisch am glücklichsten

Den höchsten Durchschnitt „glücklicher Wörter“ erhielt die spanische Sprache bei der Untersuchung von Internetquellen. Chinesische Bücher erzielten den niedrigsten Durchschnitt. Das Gesamtergebnis war jedoch, dass alle 24 Wortquellen in jeder Sprache über dem neutralen Wert von fünf Punkten lagen. Mit anderen Worten: Selbst der niedrigste Durchschnitt lag bereits im positiven Bereich.

Das Hedonometer

Interessant in diesem Zusammenhang ist das Hedonometer. Es basiert auf der Forschung von Peter Dodds und seinem Team. Es ist eine Art Glücksmesser: Es kann globale Glückssignale von Twitternachrichten auf Echtzeitbasis verfolgen. Es zeigt so, wie die Glückssignale von Tag zu Tag variieren. Das Signal fiel beispielsweise am Tag des Terroranschlags auf Charlie Hebdo in Paris deutlich ab.

Ob glückliche, traurige oder neutrale Texte: Die Kocarek GmbH übersetzt gerne für Sie. Abschließend noch der Link zur Studie Human language reveals a universal positivity bias sowie ein Buchtipp zur Pollyanna-Hypothese: Matlin, M. & Stang, D. (1978). The Pollyanna principle: Selectivity in language memory, and thought. Cambridge: Schenkman.

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