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Mai 2018
Sprichwörter und ihre Herkunft
Wir plaudern gerne aus dem Nähkästchen und müssen nach zu ausgiebiger Plauderei einen Zahn zulegen. Sprichwörter sind wie ein roter Faden in unserer Alltagssprache. Doch wer hat den roten Faden eigentlich hier eingeschleust und was hat es mit dem Zankapfel auf sich?
Durch die Lappen gehen
Heute gibt es ein paar Erläuterungen zu bekannten Redewendungen, und dabei sind uns ganz sicher einige durch die Lappen gegangen. Dieses Sprichwort stammt übrigens aus dem Jagdjargon: Früher haben Jäger Waldstücke mit bunten Lappen ausgelegt. Danach klopften sie mit Treiberstecken „auf den Busch“, um das Wild aufzuscheuchen. Die Tiere waren dann durch die bunten Lappen so perplex, dass sie leicht zu erlegen waren. Besonders gewiefte Exemplare kümmerten sich nicht um die bunten Stofffetzen und gingen den Jägern durch die Lappen.
Der rote Faden, oder Minos und das Labyrinth
In der griechischen Sage von Minos und dem Labyrinth besiegt Theseus den Minotaurus, ein Wesen mit Stierkopf und menschlichem Körper. König Minos hatte den Minotaurus ursprünglich im Labyrinth versteckt, damit er dort Jungfrauen und Jünglinge im Rahmen eines Opferrituals tötete. Damit Theseus nach seinem Sieg über das Wesen auch den Weg aus dem Labyrinth finden konnte, hatte ihm Ariadne, Minos‘ Tochter, vorher einen roten Faden in die Hand gegeben. Das andere Ende des Fadens hatte sie am Labyrintheingang befestigt. Genau dieser rote Faden zieht sich immer noch durch unsere Sprache.
Zankapfel und kein Blatt vor den Mund nehmen
Nehmen wir kein Blatt vor den Mund, wie es Schauspieler im Theater früher taten, wenn sie die Zuschauer in ein spezielles Geheimnis einweihten: Keiner mag es, wenn liegen gebliebenes Geschirr zum Zankapfel im trauten Heim wird. Besagter Apfel sollte lieber dem trojanischen Prinzen Paris vorbehalten bleiben – er sollte mithilfe des Apfels einst entscheiden, ob Hera, Athene oder Aphrodite die schönste Göttin ist. Sein Urteil löste den Trojanischen Krieg aus…
Aus dem Nähkästchen plaudern
Im Mittelalter vertrieb sich so manches Burgfräulein die Zeit mit Handarbeiten. Nicht selten versteckten die Fräulein heikle Briefchen in ihren Nähkästchen. Wer ein darin enthaltenes Geheimnis kundtat, plauderte aus dem Nähkästchen.
Einen Zahn oder Zacken zulegen
Während die Burgfräulein oben in der Stube aus dem Nähkästchen plauderten, musste man sich unten in der großen Burgküche so manches Mal ranhalten. Die Köche und Gehilfen befestigten ihre Kessel über dem offenen Herdfeuer an so genannten Kräueln, mit Zacken oder Zähnen versehenen Stangen. Sollte es schneller gehen, hängten sie ihre Kessel einen Zahn tiefer: Sie legten einen Zahn drauf oder einen Zacken zu.