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Feb 2019

Was Übersetzer in den ärmsten Ländern Afrikas bewirken können

Die moderne Technik hat uns Google Translate, Skype, Duolingo und Rosetta Stone beschert. Diese und weitere Programme helfen Menschen auf der ganzen Welt, einander zu verstehen und miteinander zu kommunizieren. Doch Moment mal: Stimmt das? Helfen maschinelle Übersetzungen Menschen auf der ganzen Welt?

Die Ebolakrise in Westafrika hat gezeigt: Übersetzungen wesentlicher Informationen in lokale Sprachen sowie Dolmetschertätigkeiten retten Leben. Wir berichteten im Oktober 2014 über die wichtige Arbeit, die das Team der Translators without Borders (TWB, Übersetzer ohne Grenzen) in den Krisengebieten Westafrikas leistet.

Fehlende Übersetzungen können Menschen umbringen

Die Ebolaepidemie scheint allmählich abzuklingen, auch wenn es für eine Entwarnung noch zu früh sei, so der Spiegel am 26. Januar. Die „Trendwende“ lässt ein vorsichtiges Ausatmen zu. Was bleibt, sind andere Krankheiten: Viele Bewohner afrikanischer Länder sind auf ärztliche Hilfe angewiesen. Um sie zu behandeln, bilden Fachkräfte westlicher Länder sowie Hilfsorganisationen Ärzte aus. Sie bauen Krankenhäuser und stellen Medikamente zur Verfügung, die Spender aus der ganzen Welt finanzieren. Die Packungsbeilagen der importierten Medikamente sind meist in Englisch, Französisch oder Spanisch verfasst. Folgender Fall zeigt, wie dramatisch sich die fehlende Übersetzung in die lokalen afrikanischen Sprachen auswirken kann:

Eine Mutter in Nairobi sucht das Krankenhaus auf, da sie nicht genug Milch für ihr Baby produziert. Der Arzt gibt ihr Medikamente, die die Milchproduktion anregen sollen. Die Packungsbeilage ist auf Französisch. Die Mutter erhält keine weiteren Informationen. Sie versteht kein Französisch und kann weder schreiben noch lesen. Zu Hause angekommen gibt sie ihrem Baby die Medizin. Das Baby stirbt.

Ein neuer Ansatz

Um solche tragischen Missverständnisse zu vermeiden, gehen die Ärzte des Gertrude-Kinderkrankenhauses in Nairobi anders vor. “Many of these drugs are imported into the country,” erzählt Ärztin Muriithi-Waweru. “We explain to the patients in a language they can understand […] on how to take the medication.” Sie erklärt ihren Patienten auf Swahili, wie sie ihre Medikamente einnehmen sollen. Das Krankenhaus schickt außerdem Gesundheitspersonal zu den Patienten nach Hause. Sie übersetzen die Packungsbeilagen und stellen sicher, dass die Patienten die Medikamente richtig einnehmen.

Die Vorgehensweise des Gertrude-Kinderkrankenhauses ist jedoch die Ausnahme. Paul Warambo, Direktor des TWB-Büros in Nairobi, erklärt: “Hospitals know that language is a barrier, but they do not employ translators or interpreters. Probably there’s no budget for it, or nobody cares about it.”

„Unglaubliche Linguisten“

Lori Thicke, Gründerin und Präsidentin von Translators Without Borders, möchte die Kompetenz der Lokalbevölkerung nutzen. Sie erklärt in ihrem Interview mit PRI, dass viele Afrikaner „unglaubliche Linguisten“ seien, die jeweils drei bis fünf der über 1000 Lokalsprachen beherrschen – und das unabhängig vom Bildungsniveau. “But the issue is if English is their third or fourth language, you want to make sure that any critical information does get to them in their main language — or as close to their main language as possible“, so Thicke weiter. Dazu komme die Tatsache, dass viele auf Selbstdiagnose angewiesen seien: In Äthiopien gibt es beispielsweise einen Arzt für 80.000 Menschen.

Hören Sie PRIs interessante Sendung über Sprachbarrieren in Afrika hier. Die Kocarek GmbH ist seit 2012 stolzer Silver Sponsor von Übersetzer ohne Grenzen.

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