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Sep 2018

Warum oinken Schweine auf Deutsch, boo booen auf Japanisch und nøff-nøffen auf Norwegisch?

Das polnische Schwein sagt chrum chrum. Das französische sagt, ganz edel, groin groin. Oink, oink, schallt es aus deutschen, englischen, italienischen und spanischen Schweineställen. Wer schon mal das Grunzen von Schweinen unterschiedlicher Nationalitäten verglichen hat, stellt jedoch fest: Schweine grunzen und quieken nicht wirklich multilingual. Wir Menschen hingegen schon.

Onomatopoesie: Oink Oink oder boo booen?

Die Onomatopoesie ist eine Poesie der besonderen Art: Sie bezeichnet sprachliche Nachahmungen von Schallereignissen, die sonst nicht Teil der Sprache sind. Onomatopoesi wird häufig auch Lautmalerei genannt: Solche Ausdrücke „malen“ Geräusche, um sie in die Sprache zu integrieren. Wenn ein Italiener das Bellen eines Hundes wiedergeben möchte, sagt er bau bau. Ein Spanier sagt dann guf guf. Beide Hunde bellen jedoch gleich, oder zumindest sehr ähnlich. Lautmalereien sagen also wenig über das eigentliche Geräusch des Tieres aus. Vielmehr reflektiert die Vielseitigkeit der Tierlautbezeichnungen den einzigartigen Stil jeder Sprache: Durch Onomatopoesie können Sprachforscher die linguistischen „Macken“ einer Sprache untersuchen.

Interessante Fakten sind zum Beispiel:

  • Der Laut der Kühe beginnt in jeder Sprache mit einem „m“ ­– außer in Urdu (baeh).
  • Japanisch ist die einzige Sprache, in der der Laut der Katzen nicht mit „m“ beginnt (nyan nyan).

Die Bow-wow-Theorie

Onomatopoesie ist nach der sogenannten Bow-wow-Theorie, die u. a. auf Jean-Jacques Rousseau und Johann Gottfried Herder zurückgeht, sogar der Ausgangspunkt der Sprachentwicklung: Die Imitation von natürlichen Umgebungsgeräuschen soll zur ersten onomatopoetischen Sprache geführt haben. Die Theorie ist heutzutage weitgehend widerlegt. Die grundlegende menschliche Fähigkeit der Imitation verbleibt jedoch weiterhin ein wichtiges Puzzleteil auf der Suche nach dem ganzen Bild der Sprachentwicklung.

Quack-Projekt und Comic-Experiment

Über Tierlautbezeichnungen wurden zwei umfangreiche Projekte durchgeführt:

  1. Das Quack-Projekt: Sprachforscher fragten Kinder in multilingualen Londoner Schulen nach den Lauten, die sie verschiedenen Tieren zuschreiben würden. Das Ergebnis ist eine schön illustrierte Liste, die die verschiedenen Tierlautbezeichnungen sammelt.
  2. Das Comic-Experiment: Professor Derek Abbott der Adelaide Universität fragte Menschen unterschiedlicher Nationalität, was sie in die Sprechblasen von Comicfiguren schreiben würden. Amüsant ist gleich der erste Eintrag: Während viele Nationalitäten den summenden Laut der Bienen mit einem lang gezogenen, weichen wiedergeben (bzzzzvizzzz usw.), hört sich das Summen der Bienen für die Deutschen schlicht und einfach wie summ summ an. Japaner charakterisieren das Summen als ein boon boon – ganz ohne zzzz.

Je nach Kultur sind einige Tiere scheinbar stumm, während sie in anderen Kulturen Geräusche machen. So z. B. das Kamel: In Australien macht es grumph. In Finnland ist es stumm. In Finnland ist aber sogar der Elch stumm. Die Schweden bezeichnen dessen Laut allerdings mit einem bröl, während man sich in Norwegen (und alsbald in der ganzen Welt) fragte, was der Fuchs denn eigentlich sagt. Leider ist er nicht in Prof. Abbotts Studie enthalten…

Hier geht es zu einer interessanten Studie über Onomatopoesie und Ikonizität.

Die Kocarek GmbH übersetzt gerne Tierlautbezeichnungen und andere Texte für Sie. Sprechen Sie uns an.

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