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Mai 2017

Welche Bibelübersetzungen gibt es?

Die Bibel ist das am häufigsten übersetzte Buch. Doch es gibt Unterschiede in der Übersetzung. Schlangenbrut oder Otterngezücht – zahlreiche Bibelübersetzungen suchen nach dem treffenden Wort.

en wenigsten Menschen ist bewusst, dass sie mit der Bibel eine Übersetzung in der Hand halten. Was in der Heiligen Schrift steht, wird auch heute noch allzu oft wörtlich genommen. Dabei hängt, wie eigentlich jedem bewusst sein sollte, ziemlich viel an einer Übersetzung. Spätestens im Lateinunterricht, als es im Rahmen der Gallischen Kriege um Elche ohne Kniegelenke und andere Absurditäten ging, ärgerte man sich über den so pingeligen Lateinlehrer, der alles wörtlich und möglichst noch grammatikkonform wiedergegeben haben wollte.

Derzeit wird viel Aufhebens um die neue Lutherbibel gemacht, eine Übersetzung, die pünktlich zum Lutherjahr auf den Markt kam. Das mag Anlass sein, die üblichen Verdächtigen, also die am weitesten verbreiteten Übersetzungen, einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Grundlagen von Bibelübersetzungen: Was wird überhaupt übersetzt?

Die Bibel wird heute grundsätzlich aus den Originalsprachen übersetzt. Für das Alte Testament heißt das, dass aus dem hebräischen und teilweise aus dem Aramäischen übersetzt wird. Das Neue Testament wird aus dem Altgriechischen übersetzt. Und das ist seit den 1920er Jahren auch bei den katholischen Bibelübersetzungen so, die zuvor immer nach der lateinischen Vulgata angefertigt worden waren. Dass es zu Problemen kommt, wenn ein Text aus dem Altgriechischen ins Lateinische übersetzt wird, um danach noch einmal in eine andere Sprache übertragen zu werden, dürfte klar sein. Im Rahmen der Nutzbarkeit der Vulgate für lateinische Messfeiern und Dokumente der Kurie wurde allerdings auch die Vulgata inzwischen überarbeitet. Die Texte sind mithilfe der originalsprachlichen Schriften noch einmal neu übersetzt worden.

Welche Bibelübersetzung ist „Original“?

Allerdings stellt sich in Bibelangelegenheiten immer die Frage: Was ist eigentlich Original? Die ältesten Textdokumente, die bekannt sind, stammen aus dem 3. Jahrhundert nach Christus. Die zum Teil nur fragmentarisch erhaltenen Texte unterscheiden sich zusätzlich im Wortlaut voneinander. Sind das Originale, oder liegen hier bereits Übersetzungen vor? Es ist nicht einmal bei allen Texten klar, wer sie verfasst hat, zu welchem Zweck und in welchem Zusammenhang sie aufgeschrieben wurden. Insofern ist der Anspruch des „Originals“ vielleicht auch eher mit Vorsicht zu genießen.

Die Einheitsübersetzung

Die Einheitsübersetzung wurde im Auftrag der Bischöfe Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, Luxemburgs, Lüttichs und Bozen-Brixen angefertigt. Es handelt sich um einen ökumenischen Text, der 1980 in Stuttgart von der Katholischen Bibelanstalt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bibelgesellschaft und anderen herausgegeben wurde. 1999 gab es eine Auflage in der neuen Rechtschreibung. Enthalten sind das Alte Testament und das Neue Testament, über das Alte Testament verteilt auch die Spätschriften. Der Sprachstil ist ein gehobenes Gegenwartsdeutsch, das auf den üblichen bibelsprachlichen Archaismus verzichtet.

Elberfelder Bibel

Diese Bibelübersetzung stammt aus dem Jahr 2006, sie wurde in Wuppertal vom Brockhaus Verlag herausgegeben. Sie umfasst das Alte Testament ohne Spätschriften sowie das Neue Testament. Der Sprachstil ist eher gehoben, man hat sich um wortgetreue Übersetzungen bemüht. Aus diesem Grund muten einige Stellen recht altertümlich an. Die Übersetzung ist stellenweise holprig und umständlich.

Luther 1912

Herausgegeben von der Deutschen Bibelgesellschaft, enthält diese Bibelübersetzung von Luther das Alte und das Neue Testament. Seit 1982 ist diese Bibel in Antiquaschrift erhältlich, Jubiläumsausgaben gibt es in Fraktur. Der Wortlaut Luthers ist weitgehend erhalten, was den Sprachstil etwas schwierig macht.

Luther 1984

Auch diese Bibelübersetzung richtet sich weitestgehend nach dem Wortlaut Luthers, wurde aber durch Revisionen der zeitgenössischen Sprache etwas angepasst. Die deftige Sprache Luthers ist trotzdem noch spürbar. In der Bibel enthalten sind das Alte Testament samt Spätschriften sowie das Neue Testament.

Septuaginta Deutsch

Als Septuaginta wird das griechische Alte Testament bezeichnet. In der Septuaginta Deutsch sind die Schriften des Alten Testaments inklusive der Spätschriften dementsprechend in die deutsche Sprache übertragen, das Neue Testament fehlt hier. Der Sprachstil ist oft recht eigenwillig, was dem Anspruch an Worttreue geschuldet ist. Die Ausdrucksweise ist gehoben, trotzdem scheinen die vielen beteiligten Übersetzer sprachlich durch.

Volxbibel

Die Volxbibel erschien 2006 in ihrer sechsten überarbeiteten Ausgabe im Volxbibel-Verlag in Witten. Sie ist eine freie Übersetzung des Alten Testaments ohne Spätschriften sowie des Neuen Testaments von Martin Dreyer. Die Übersetzungsgrundlage ist nicht angegeben, aber das Resultat liest sich recht einheitlich. Diese Bibel ist in zeitgenössischer Sprache mit Anleihen aus dem Jugendjargon verfasst. Eine Besonderheit: Es wird zwischen dem informellen „Du“ und dem förmlichen „Sie“ in der Anrede unterschieden, und die Psalmen sind teilweise als Rap abgefasst.

Zürcher Bibel

2007 in Zürich herausgegeben, ist die Zürcher Bibel eine Übersetzung des Alten Testaments ohne Spätschriften und des Neuen Testaments auf Initiative des Kirchenrats der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich. Der Sprachstil ist eher gehoben, modern, aber schnörkellos und transportiert die Gravitas der alten Texte ohne selbst ins Altertümliche zu verfallen.

Lutherbibel 2017

Die Lutherbibel ist insgesamt die am weitesten verbreitete Bibelübersetzung in Deutschland. Zum Lutherjahr 2017 wurde eine Neufassungherausgegeben, eine revidierte Fassung der früheren Lutherbibel. 44 % der Texte wurden überarbeitet, die übrigen Verse sind unverändert. Die Revisionen wurden in Hinblick auf Texttreue vorgenommen, es wurde zwischen hebräischen und griechischen Urtexten verglichen. Gleichzeitig fanden Bemühungen statt, den Entwicklungen der zeitgenössischen Sprache Rechnung zu tragen und die Bibelübersetzung damit verständlicher zu machen.

Übersetzung ist immer auch Interpretation

Neben den genannten gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Übersetzungen des Alten und Neuen Testaments, sprachlich in jeder Couleur und mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Welche Bibelübersetzung auch immer man bevorzugt, man sollte sich stets bewusst sein: Übersetzung ist immer auch Interpretation. Das wusste schon Luther, weshalb er im Original eine sehr volksnahe Sprache wählte.

Quellen:

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/viele-redewendungen-gehen-auf-martin-luther-zurueck-15045825.html

https://www.die-bibel.de/ueber-uns/unsere-uebersetzungen/lutherbibel-2017/wasistneu/aenderungen/

https://www.die-bibel.de/bibeln/bibelkenntnis/wissen-bibeluebersetzung/deutsche-bibeluebersetzungen-im-vergleich/

http://www.bibel-online.net

https://www.bibelwerk.de/Bibel.12790.html/Bibelübersetzungen+im+Vergleich.85153.html

http://www.deutschlandfunk.de/neue-bibeluebersetzungen-die-entdeckung-der-apostelin.886.de.html?dram:article_id=374601

https://das-wort-der-wahrheit.de/2017/03/verwirrende-unterschiede-zwischen-bibeluebersetzungen-was-steckt-dahinter/

http://www.deutschlandfunk.de/luther-uebersetzung-unsere-kultur-ist-ohne-die-bibel-nicht.700.de.html?dram:article_id=386502

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