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Dez 2018

Weihnachten steht vor der Tür: Wie viel „Christlich“ sprechen wir eigentlich?

Unsere Sprache enthält viele Wörter aus dem kirchlichen Bereich, die ursprünglich aus der Bibel kommen. Neben Wörtern wie „Gott“ und „Kreuz“ haben auch scheinbar weltliche Wörter ihren Ursprung in der Bibel.

Ein neutraler Schöpfer

Germanische Söldner konnten einst mit dem lateinischen Wort „deus“ wenig anfangen: Sie kannten das Konzept eines einzigen Wesens, das die Welt erschaffen haben sollte, nicht. Davon sprachen die römischen Geschäftspartner der Germanen. Nach und nach setzte sich das germanische Wort „gudam“ durch. Das Wort bezeichnet eine übernatürliche Daseinsform. Auffallend ist, dass das Wort zunächst ein grammatikalisches Neutrum ist. Christliche Vorstellungen machten das Schöpferwesen erst später zum männlichen Schöpfer.

Modewort „Kirche“

Weitere kirchliche Wörter sind aus dem Lateinischen oder Griechischen entlehnt worden: Das griechische Wort „kyrikón“ setzte sich als Modewort zunächst in der einstigen Hauptstadt des Römischen Reiches, Trier, durch. In germanisch-freundlicher Aussprache gingen die Germanen dazu über, „Kirche“ zu sagen. Kleiner Exkurs: Heutzutage entlehnt die deutsche Sprache viele Wörter aus dem Englischen. Einst war der „Personal Computer“ ein Fremdwort für ein neuartiges Konzept; inzwischen dürfte sich das Wort „PC“ für die meisten Deutschen sich eindeutig Deutsch anfühlen. Welchen Wörtern die Benutzer einer Sprache Trendstatus verleihen, hängt also maßgeblich vom jeweiligen Zeitgeist ab.

Konkurrenz um’s Kreuz

Ein weiteres Lehnwort aus dem Lateinischen ist das „Kreuz“, das zunächst im Althochdeutschen als „cruci“ bezeichnet wurde. Während „Kreuz“ in damaliger Zeit zunächst nur das Kreuz Christi bedeutete, hat das Wort heutzutage ein viel breiteres Bedeutungsspektrum: Vom Autobahnkreuz bis zum Roten Kreuz (hoffentlich muss kein Autofahrer die Bedeutungen des Kreuzes in dieser Reihenfolge erleben).
Ein „Konkurrenzkreuz“ gab es übrigens auch eine Zeit lang: „gealga“ („Galgen“) oder „rod“ („Rute“) wurden zunächst synonym zu „Kreuz“ mit der Bedeutung „Kreuz Christi“ verwendet.

Wettstreit zwischen Angelsachsen und Kelten

Die Konkurrenz um das wahrhaftige Wort entfachte zuweilen einen regelrechten Wettstreit zwischen keltischen Predigern und angelsächsischen Missionaren. Während Letztere in Norddeutschland wirkten, predigten die keltischen Geistlichen in Süddeutschland. Der Sprachhistoriker Peter von Polenz erklärt, dass die aus Irland und Schottland kommenden Kelten meist „in tiefer Frömmigkeit und Gelehrsamkeit ein strengeres Verhältnis zum missionarischen Sprachproblem hatten“ und sich daher viele ihrer Wörter durchsetzten. Darunter ist beispielsweise das Wort „Demut“ (von „deomuti“). Die Kelten übersetzten das lateinische Wort „sanctus“ übrigens mit „wih“ – es setzte sich nicht gegen das altenglische „halig“ durch, dem Vorläufer des Adjektivs „heilig“. Dennoch ist „wih“ in „Weihnachten“ zu finden, was die Iroschotten mit „Heilige Nacht“ bezeichneten.

Mystiker wollen Gott „bloß“ stellen

Wörter wie „Einfluss“, „Eindruck“ oder „gelassen“ haben heute einen sehr weltlichen Charakter. Ursprünglich erfanden Mystiker diese Worte Anfang des zweiten Jahrtausends, um ihre Gotteserfahrungen zu beschreiben. Sie wollten auch das schöpferische Wesen in seiner Reinheit erkennen, es „bloß“ sehen. Damit ist die ursprüngliche Bedeutung „nackt/unbekleidet“ im übertragenen Sinne gemeint, nicht das heute geläufige „nur“.

Luther

Luthers Bibelübersetzung prägte schließlich das Neuhochdeutsche. Selbst war Luther in Norddeutschland aufgewachsen, weshalb er einige norddeutsche Wörter gegenüber den süddeutschen bevorzugte (beispielsweise „Lippe“ anstelle von „Lefze“ oder „Ernte“ anstelle von „Schnitt“). Er verwendete auch Dialektwörter wie „Knochen“, „schüchtern“ oder „bange“.

Das Team der Kocarek GmbH wünscht Ihnen in diesem Sinne frohe Weihnachten!

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